Frag den Grüneberg 

Von

Lea Grünwald

Events

Im Dezember 2024 präsentierte der Verlag C.H.BECK das innovative KI-Tool „Frag den Grüneberg“ als Teil eines neuen „Chat Books“, das zusätzlich zur neuesten Auflage des Grünebergs veröffentlicht wurde. Mit den Funktionen „Such im Grüneberg“, „Frag den Grüneberg“ und „Sprich mit dem Grüneberg“ soll das Tool Juristinnen und Juristen im Arbeitsalltag unterstützen. 

Im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung von MLTech und C.H.BECK am 9. Dezember 2024 hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, das neue Tool ausgiebig zu testen und wertvolles Feedback zu geben. Dieser Beitrag zeigt auf, wie Künstliche Intelligenz den juristischen Arbeitsalltag erleichtern kann und welche Erwartungen an „Frag den Grüneberg“ geknüpft sind.

Such im Grüneberg

Die Funktion „Such im Grüneberg“ ermöglicht es den Nutzerinnen und Nutzern, gezielt nach Schlagwörtern oder Randnummern innerhalb des Grüneberg-Werkes zu suchen. Die Suchergebnisse können dabei flexibel nach unterschiedlichen Kategorien gefiltert werden. Je nach Präferenz kann man sich das Suchergebnis kurz und kompakt oder in einer detaillierten Langfassung anzeigen lassen.

Darüber hinaus werden die relevanten Fundstellen aus dem Grüneberg übersichtlich angezeigt. Diese sind mit direkten Links zur juristischen Datenbank beck-online versehen. Besonders hervorzuheben ist, dass diese Verlinkungen auch von Nutzerinnen und Nutzern ohne bestehendes Abonnement bei beck-online aufgerufen werden können, wodurch eine barrierefreie Nutzung gewährleistet wird.

Frag den Grüneberg

Die Funktion „Frag den Grüneberg“ kann Nutzerinnen und Nutzern fundierte und kompetente Antworten auf rechtliche Fragestellungen geben. Dabei können die Fragen unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge gestellt werden, was eine flexible und intuitive Nutzung erlaubt. Die Qualität und Präzision der bereitgestellten Antworten hängen in entscheidendem Maße von der Klarheit und Genauigkeit der gestellten Frage ab. Je konkreter und präziser die Fragestellung formuliert ist, desto exakter und hilfreicher wird die Antwort ausfallen. Ergänzend dazu werden auch hier zu jeder Antwort die relevanten Fundstellen angezeigt, die mit Links zu beck-online versehen sind. 

Sprich mit dem Grüneberg

Die Funktion „Sprich mit dem Grüneberg“ ermöglicht es Nutzerinnen und Nutzern, in einen Dialog mit dem Kommentarwerk zu treten und dabei rechtliche Fragestellungen auf einem neuen, dynamischen Niveau zu bearbeiten. Das System ist darauf ausgelegt, Zusammenhänge zu erkennen und auch komplexere juristische Probleme umfassend zu analysieren.
Ein wesentlicher Vorteil dieser Funktion ist die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen, wodurch eine fortlaufende und adaptive Interaktion entsteht. Diese dialogbasierte Herangehensweise ermöglicht es, spezifische Aspekte eines rechtlichen Sachverhalts schrittweise zu klären und vertieft zu behandeln.

„Sprich mit dem Grüneberg“ bietet Juristinnen und Juristen wertvolle Unterstützung, indem es wesentliche Anhaltspunkte und Argumente aufzeigt. Dies erleichtert es, den Kern einer rechtlichen Fragestellung zu erfassen und eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu entwickeln, um die richtige rechtliche Richtung einzuschlagen.

Entwicklung des „Frag den Grüneberg“

Die Entwicklung von „Frag den Grüneberg“ begann mit der anspruchsvollen Aufgabe, den Grüneberg in eine Langform ohne Abkürzungen zu übertragen. Dies stellte eine erhebliche Herausforderung dar, da selbst Experten oftmals Schwierigkeiten haben, die zahlreichen und teils unterschiedlich bedeutsamen Abkürzungen korrekt zu entschlüsseln. Anfänglich bestand Unsicherheit darüber, ob ein KI-Modell diese komplexe Aufgabe zuverlässig bewältigen könnte. Durch eine enge und interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Beck-Verlags, den Autorinnen und Autoren des Grünebergs, Richterinnen und Richtern des Bundesgerichtshofs sowie Notarinnen und Notaren konnte diese Hürde jedoch erfolgreich genommen werden.

Nach der erfolgreichen Erstellung der Langform wurde das Chat-Tool zunächst im Bereich des Mietrechts erprobt. Grundlage dieser Tests war das Konzept der Retrieval-Augmented Generation (RAG): Dabei durchsucht das System die aktuelle Auflage des Grünebergs gezielt nach relevanten Informationen und generiert mithilfe eines Sprachmodells fundierte Antworten basierend auf den abgerufenen Daten. Obwohl die Ergebnisse im Mietrecht vielversprechend waren, gab es anfangs Bedenken, das Modell auf den gesamten Grüneberg auszuweiten.

Mit der Entscheidung, das Projekt weiterzuführen, wurden insbesondere im Bereich der Datensicherheit rasche Fortschritte erzielt, sodass eine flächendeckende Anwendung in greifbare Nähe rückte.

Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, die Funktionen von „Frag den Grüneberg“ selbst zu testen und ihr Feedback einzubringen. Dabei wurde unter anderem angemerkt, dass die Antworten des Tools bei variierenden Fragestellungen teilweise repetitiv wirken. Diese Wiederholungen resultieren aus der bewusst eng gesetzten Begrenzung des Antwortrahmens. Diese Einschränkung ist jedoch notwendig, um das Risiko fehlerhafter Antworten durch die KI zu minimieren. Eine Lockerung des Rahmens könnte dazu führen, dass die KI versucht, den Wünschen der Nutzerinnen und Nutzer auch bei unzureichender Informationsgrundlage nachzukommen und dadurch potenziell fehlerhafte oder unzutreffende Antworten generiert.

Auch die Funktion „Sprich mit dem Grüneberg“ wurde als weniger interaktiv wahrgenommen als erwartet. Zwar wurde angemerkt, dass die Antworten kürzer ausfallen als gewünscht, jedoch dient auch dies der Sicherheit: Die Komprimierung der Antworten soll sogenannte „Halluzinationen“ der KI verhindern – also das Erzeugen von Informationen, die nicht auf der realen Datenbasis beruhen. Daher ist eine längere Antwort nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit einer höheren inhaltlichen Qualität. Ähnlich wie das zugrunde liegende Werk sind die Antworten bewusst prägnant formuliert, um die inhaltliche Korrektheit und Verlässlichkeit zu gewährleisten.

Fazit

„Frag den Grüneberg“ bietet Juristinnen und Juristen eine wertvolle Unterstützung, insbesondere kleineren Anwaltskanzleien ohne Zugang zu beck-online. Die digitale Anwendung stellt eine kostengünstige Lösung dar, um den Arbeitsalltag zu erleichtern und die Effizienz der juristischen Arbeit deutlich zu steigern.

Durch die drei integrierten Funktionen erhalten Nutzer ein solides und verlässliches Gerüst, das flexibel mit eigenen Gedanken, Sachverhalten und individuellen Anforderungen erweitert werden kann. Das zugrunde liegende Sprachmodell schafft darüber hinaus die Basis für innovative Ansätze und eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten.

Mit diesem Werkzeug ist es nicht nur möglich, effizient zu arbeiten, sondern es bildet auch eine Grundlage, auf der sich weiterführende Ideen und Funktionen entwickeln und realisieren lassen. So legt „Frag den Grüneberg“ den Grundstein für eine zukunftsweisende Transformation juristischer Arbeitsprozesse.

Ein herzliches Dankeschön an den Verlag C. H. Beck, insbesondere an Dr. Roland KlaesBernhardWaltlDr. Sebastian Pech und Caterina Schlögel für den informativen und äußerst spannenden Abend! 

Ãœber die Autorin
Lea Grünwald (lea.gruenwald@ml-tech.org) ist ehrenamtlich als Co-Head of Blog bei MLTech tätig und studiert Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Ãœber die Redakteure
Luis Hettrich (luis.hettrich@ml-tech.org) ist ehrenamtlich als Chief Editor bei MLTech tätig und studiert Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Albert Hans Möller (albert.moeller@ml-tech.org) ist ehrenamtlich als Vorstand bei MLTech tätig und studiert Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Allgemeine Anregungen oder Anfragen zum Blog gerne an: blog@ml-tech.org.

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